Aachen, Augsburg, Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Freiburg und Kapstadt. Die diesjährige gemeinsame Jugendaktion ZUSAGE vom Bund der Katholischen Deutschen Jugend (BDKJ) und MISEREOR fand in diesem Jahr virtuell statt – und damit an vielen verschiedenen Plätzen in der Welt. Das diesjährige Motto: „globale Klimagerechtigkeit“.
ZUSAmmen GErecht ist die gemeinsame Jugendaktion von MISEREOR und BDKJ, die in diesem Jahr neu ausgerichtet und digital stattfand. Auftakt bildete die Sommerakademie vom 7. bis 9. Juni, bei der Jugendliche mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und der NGO-Szene zusammenkommen und diskutieren konnten. Wegen der Corona-Pandemie konnte die Akademie in diesem Jahr leider nur virtuell – und nicht wie geplant in Berlin als Präsenzveranstaltung –stattfinden. Ein besonderes Gadget des Online-Treffens war Gather Town, eine Plattform, mit der wir nicht nur Videokonferenzen abhalten konnten, sondern uns auch zum Austausch am (virtuellen) Lagerfeuer oder in der Sofaecke treffen konnten.
Auch wenn es schön gewesen wäre, den anderen Teilnehmenden persönlich zu begegnen, war die Sommerakademie eine „runde Sache“. Zum Auftakt stellten Kathrin Schröder von MISEREOR und Richard von der Partnerorganisation Project 90 by 2030 aus Südafrika gemeinsam das diesjährige Motto „Globale Klimagerechtigkeit“ vor. Es war ein echter Weckruf: Kathrin und Richard beschrieben, wie das Leben vieler Menschen weltweit schon jetzt von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Es wurden jedoch auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Klimakrise noch verhindert werden könnte. Doch wir wissen alle, dass es meist an der konkreten Umsetzung scheitert. Und das nicht zuletzt, weil viele Politiker*innen scheinbar den Ernst der Lage nicht erkennen. Die Bundestagswahl-Kampagne von MISEREOR „Gerecht ist Klüger“ setzt hier an. Sie soll Wählerinnen und Wähler animieren, sich Gedanken über die Zukunft zu machen und gründlich abzuwägen, bei welcher politischen Partei sie im September das Kreuzchen machen wollen. Da passte es perfekt, dass auch wir uns bei der Sommerakademie ZUSAGE intensiver mit dem Thema globale Klimagerechtigkeit auseinandersetzen konnten.
Klimagerechtigkeit aus parteipolitischer Perspektive
Ein erstes Highlight der Sommerakademie war das Gespräch mit Susanne Hennig-Wellsow, Parteivorsitzende von die Linke. Die Teilnehmenden führen mit ihr ein angeregtes Gespräch über die Auswirkungen des Neoliberalismus, über den Konsens von Sozial- und Klimapolitik, aber auch über die Bedeutung der katholischen Kirche im nationalen Diskurs zu Klimagerechtigkeit. Die politische „Gegenseite“ zu den Ausführungen von Frau Hennig-Wellsow bildete der darauffolgende Vortrag von Dr. Lukas Köhler von der FDP ab. Die Liberalen setzen in Sachen Klimapolitik auf technischen Fortschritt und Emissionshandel. Die Vorträge brachten zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen zum Ausdruck – und über beide wurde intensiv diskutiert, auch mit den Politiker*innen.
Koloniale Kontinuitäten in der Klimapolitik?
Der zweite Tag begann bereits um 8.30 Uhr – dennoch nicht zu früh für ein spannendes Gespräch mit Barbara Hendricks (SPD), der ehemaligen Bundesumweltministerin. Doch der eigentliche Höhepunkt dieses Tages waren der Vortrag von und das anschließende Plenum mit Imeh Ituen von der Uni Hamburg. Ituen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich „Globalisierung und Governance der Klimapolitik“. In ihrem Vortrag und der anschließenden Diskussion ging es um den Zusammenhang von Postkolonialismus und internationaler Klimapolitik und die Frage, ob sich mitunter „koloniale Kontinuitäten in Klimapolitik- und Bewegung“ identifizieren lassen. Damit stellte Ituen das Weltbild vieler Teilnehmender infrage. Und das war gut so. Uns haben diese neuen Perspektiven zum Reflektieren angeregt. Und wir hätten dieses spannende Thema am liebsten erst mal sacken lassen, aber es ging dann schon gleich weiter… Bei den folgenden Videokonferenzen mit Ricarda Lang von den Grünen stand Klima mit dem Fokus Geschlechtergerechtigkeit im Vordergrund. Darauf folgten noch weitere Veranstaltungen über die Arbeit des Bundesentwicklungs- und -wirtschaftsministeriums in Bezug auf Klima und Energie sowie über die Klimaallianz, das größte zivilgesellschaftliche Bündnis für eine starke Klimapolitik. Zum Abschluss eines informationsreichen Tages mussten wir dann wirklich erst mal durchatmen und uns ein paar Stunden erholen, um am nächsten Tag frisch in die letzte Runde der Akademie starten zu können.
Gemeinsame Sache bei der Klimagerechtigkeit
Der Mittwoch begann mit einem Austausch mit der Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Dr. Bärbel Kofler (SPD). Auch hier waren die Diskussionen sehr spannend und richteten den Fokus nochmals auf die internationale Dimension der Klimakrise. In Deutschland spüren wir bislang – jedenfalls im globalen Vergleich – vergleichsweise wenig von den Auswirkungen der globalen Erwärmung. Ebenso sind wir hier eher geschützt dank eines umfangreichen Sozialsystems und eines hohen Menschenrechtsschutzes. Das ist aber in vielen anderen Ländern keineswegs der Fall. Und gerade deswegen ist es wichtig, hier auch die Perspektiven Anderer einzunehmen. Genau deshalb war auch das abschließende Gespräch für mich das absolute Highlight: Bei „ZUSAGE meets Project90“ konnten wir uns noch einmal mit den Aktivist*innen des Project 90 by 2030 treffen und uns austauschen. Dabei war es schön zu erkennen, dass wir einerseits ganz unterschiedliche Ausgangssituationen haben – und andererseits gemeinsam für die gleiche Sachen kämpfen. Für globale Klimagerechtigkeit für alle – und zwar jetzt.
Die nächste Akademie kommt bestimmt
Das waren drei spannende und auch umfangreiche Tage mit zahlreichen Inputs, die sich hier nicht alle im Detail wiedergeben lassen. Deshalb der Hinweis: Auf der ZUSAGE-Website gibt es tolle Materialien vom BDKJ und von MISEREOR rund um das Thema Klimagerechtigkeit und Energie. Und wer danach richtig neugierig geworden ist, kommt zur nächsten Sommerakademie 2022 dazu!
Geschrieben von Ina Thomas – Volontärin in der Abteilung Kommunikation bei MISEREOR